Epigramm

Epigramm

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Epi|grạmm 〈n. 11
1. altgriech. Aufschrift od. Inschrift
2. 〈Lit.〉 kurzes, meist zweizeiliges Sinn- od. Spottgedicht
[<grch. epigramma „Auf-, Inschrift“]

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Epi|grạmm, das; -s, -e [lat. epigramma < griech. epi̓gramma, zu epi̓ = (dar)auf u. grámma = Geschriebenes] (Literaturwiss.):
kurzes, meist in Distichen abgefasstes Sinn- od. Spottgedicht.

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Epigrạmm
 
[griechisch, eigentlich »darauf Geschriebenes«] das, -s/-e, lyrische Form, in der, gedanklich und formal konzentriert, meist antithetisch eine geistreiche, überraschende oder auch nur zugespitzt formulierte Sinndeutung zu einem Sachverhalt gegeben wird (auch »Sinngedicht«); häufigste Form ist das elegische Distichon. - Epigramme waren in der griechischen Antike kurze, zweckbestimmte Aufschriften auf Weihgeschenken, Standbildern, Grabmälern u. a.; sie wurden Ende des 6. Jahrhunderts v. Chr. durch knappe Zufügungen von Würdigungen oder Wünschen erweitert. Entscheidend ist, auch bei scharfen Angriffen, die geistvolle Pointe. Als Begründer der Epigramme als Dichtungsgattung gilt Simonides von Keos. Im antiken Rom wurde besonders das satirische Epigramm entwickelt, v. a. durch Martial.
 
Dieses wurde für die Epigrammdichtung von Humanismus und Barock vorbildlich: Im 16. Jahrhundert wurde die Form in Frankreich von C. Marot eingeführt, in England von J. Owen, dessen lateinische Epigramme neben den klassischen Quellen das Vorbild für das Epigramm des deutschen Barock wurden. Die Struktur des Epigramms entsprach der Vorliebe der Zeit an antithetischen Formspielereien; Epigrammsammlungen gibt es von fast allen deutschen Barockdichtern, besonders berühmt wurden die von F. von Logau, C. Wernicke und Angelus Silesius. Der Verstandeskultur der deutschen Aufklärung entsprach v. a. das satirische Epigramm (A. G. Kästner, G. E. Lessing). Die ersten deutschen Epigramme in Distichen finden sich (neben den üblichen reimenden) erst wieder bei F. G. Klopstock und J. G. Herder. Beide Varianten des Epigramms begegnen bei Goethe und Schiller, deren literaturkritische »Xenien« (1796, in Distichen) das Muster für fast alle späteren Epigrammatiker wurden, so (mit politischer Tendenz) für das »Junge Deutschland«. Eine Rückbesinnung auf die ursprüngliche Funktion des Epigramms als »Aufschrift« zeigen nur E. Mörikes Epigramme in Distichen. Morgenländische Spruchweisheit war für F. Rückert Vorbild. Während konservative oder klassizistische Dichter immer wieder das Epigramm pflegten (A. von Platen, F. Grillparzer), findet es sich in der modernen Literatur selten (Beispiele u. a. bei E. Kästner, B. Brecht, J. Bobrowski, vorwiegend bei A. Astel).
 
 
O. Weinreich: E.-Studien, Bd. 1 (1948);
 R. Raiser: Über das E. (1950);
 
Das E., hg. v. G. Pfohl (1969);
 J. Weisz: Das dt. E. des 17. Jh. (1979);
 P. Hess: E. (1989).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Epigramm und Satire: Weisheit, Witz, Kritik
 

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Epi|grạmm, das; -s, -e [lat. epigramma < griech. epígramma, zu epí = (dar)auf u. grámma = Geschriebenes] (Literaturw.): kurzes, meist in Distichen abgefasstes Sinn- od. Spottgedicht.

Universal-Lexikon. 2012.

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